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28.12.2022 10:33 Alter: 1 year

Drachen zähmen leicht gemacht

Drachen in der logopädischen Therapie?


Logopädische Therapie

TraFiK Therapiekonzept

Klingt gefährlich! Aber keine Angst: unsere Therapiedrachen sind aus Papier und speien auch - wie man sich denken kann - kein echtes Feuer.

Es handelt sich um die Drachen aus dem Therapiekonzept "Training finaler Konsonanten", kurz TraFiK, entwickelt von Martina Penke, Monika Rothweiler, Franziska Stollenwerk und Anna Westerkamp. Das Vorgehen basiert auf Erkenntnissen eines Forschungsprojektes, welches über sechs Jahre hinweg den Spracherwerb hörbeeinträchtigter Kinder untersucht hat. Involviert waren die Universität Köln (Prof. Dr. Martina Penke), die Universität Bremen (Prof. Dr. Monika Rothweiler) und das Universitätsklinkum Hamburg-Eppendorf (Prof. Dr. Markus Hess). TraFiK wurde speziell für hörbeeinträchtigte Kinder mit Innenohrschädigung entwickelt, kann aber laut den Autor*innen auch in der Therapie von Kindern mit Schallleitungsschwerhörigkeit, auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen oder Sprachentwicklungsproblemen eingesetzt werden.

Durch TraFiK sollen hörbeeinträchtigte Kinder ihre auditive Wahrnehmung der Laute /n/, /t/, und /s/ verbessern, wenn sie am Ende von Silben oder Wörtern stehen. Jeder Laut wird durch einen anderen Drachen repräsentiert. Zu Beginn der Therapie werden die Laute mit den dazugehörigen Drachen erst gemeinsam mit dem Kind erarbeitet. Im weiteren Verlauf lernt es in spielerischen Höraufgaben, die Laute zu erkennen und zu unterscheiden. Dabei steigert es sich von einzelnen Lauten, über Silben, bis hin zu Wörtern und Sätzen.

Dass Kinder die Laute /n/, /t/ und /s/ möglichst gut wahrnehmen können, ist nicht nur das Erlernen der korrekten Aussprache, sondern auch für den Grammatikerwerb wichtig. Die Drachenlaute spielen eine wichtige Rolle bei der Verbflexion, was an diesen Beispielen sichtbar wird:

wir gehen - er/sie/es geht - du gehst
wir suchen - er/sie es sucht - du suchst
wir malen - er/sie/es malt - du malst

Wenn es darum geht, in welchem spielerischen Rahmen mit den TraFiK-Drachen geübt werden soll, kann der Kreativität freien Lauf gelassen werden. Einmal feiern die Drachen eine Party und laden Gäste zu sich ein (natürlich nur solche mit einem bestimmten Drachenlaut am Ende des Namens). Ein anderes Mal soll ein großer, gefräßiger Drache mit Bildkarten gefüttert werden.

TraFiK ist ein durchdachtes, auf wissenschaftlicher Forschung basiertes Therapiekonzept. Die ansprechende Gestaltung mit viel Liebe zum Detail, sorgt dafür, dass sowohl Kinder als auch Therapeut*innen gerne damit spielen und arbeiten. Außerdem: wann erhält man sonst je einmal die Gelegenheit, einen gefährlichen Drachen zu zähmen?

Linda Kleber, Logopädin

Quellen: spracherwerb-schwerhoerige-kinder.de